Eine sensationelle Entdeckung hat die archäologische Welt in Aufruhr versetzt: Vor der Küste Alexandrias, in den Tiefen des Mittelmeers, haben Archäologen die Überreste einer antiken Stadt freigelegt, die über zwei Jahrtausende unter Wasser verborgen lag. Die Enthüllung, die am Donnerstag bekannt gegeben wurde, umfasst monumentale Tempel, unversehrte Statuen, Wohnhäuser, Wasserspeicher, Fischteiche und sogar einen 125 Meter langen Kai – ein Anblick, der vermuten lässt, die Zeit habe diese Metropole eingefroren. Diese Funde, die vermutlich zur antiken Stadt Canopus gehören, werfen ein neues Licht auf die Raffinesse und den Reichtum des Alten Ägyptens und bieten Einblicke in das Leben an den Ufern des Mittelmeers.

Die Stadt, die in der Abu-Kir-Bucht vor Alexandria entdeckt wurde, ist ein Zeugnis der urbanen und wirtschaftlichen Blütezeit der ptolemäischen und römischen Epochen. Archäologen vermuten, dass sie ein bedeutendes Handelszentrum war, das bis zur byzantinischen Zeit genutzt wurde, bevor Erdbeben und der steigende Meeresspiegel sie dem Meer überließen. Zu den beeindruckendsten Funden gehören Kalksteintempel, die vermutlich Kultstätten waren, sowie Wohnhäuser und Werkstätten, die ein hohes Maß an städtebaulicher Planung offenbaren. Besonders bemerkenswert ist eine kopflose Granitstatue, die Experten zufolge aus der Spätzeit Ägyptens oder der ptolemäischen Ära stammt und im vollständigen Zustand etwa fünf Meter hoch gewesen sein dürfte. Ebenfalls entdeckt wurden eine Statue mit dem Kartuschen von Ramses II., einem der bekanntesten Pharaonen, sowie ein Handelsschiff und Steinanker, die die maritime Bedeutung der Stadt unterstreichen.
Die Bergung dieser Artefakte war eine technische Meisterleistung. Taucher und Kräne arbeiteten zusammen, um die empfindlichen Relikte aus dem Meer zu heben, wobei spezielle Gurte verwendet wurden, um Schäden zu vermeiden. Sherif Fathi, Ägyptens Minister für Tourismus und Altertümer, betonte, dass nur ausgewählte Stücke geborgen wurden, die strengen Kriterien entsprechen. „Unter Wasser gibt es viel, aber was wir bergen können, ist begrenzt“, erklärte er. „Der Rest bleibt Teil unseres versunkenen Erbes.“ Diese Aussage unterstreicht die Herausforderungen der Unterwasserarchäologie und die Notwendigkeit, das fragile Erbe der Region zu schützen, insbesondere angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel, der Alexandria mit einem jährlichen Meeresspiegelanstieg von über drei Millimetern gefährdet.
Die Entdeckung ist Teil eines seit 2023 laufenden Projekts, das die Überreste der versunkenen Städte Canopus und Thonis-Herakleion untersucht. Diese Städte, einst pulsierende Zentren des Handels und der Kultur, versanken zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert n. Chr. aufgrund von Naturkatastrophen. Die neuen Funde bestätigen die historische Bedeutung dieser Orte, die in antiken Texten von Herodot und Strabon erwähnt wurden, aber deren genaue Lage lange Zeit unbekannt war. Die Arbeit des französischen Archäologen Franck Goddio und seines Teams vom Europäischen Institut für Unterwasserarchäologie war entscheidend, um diese Städte wieder ins Bewusstsein zu rücken.
Die Enthüllung hat nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch kulturellen und wirtschaftlichen Wert. Ägypten setzt verstärkt auf Kulturtourismus, und die Funde sollen die Attraktivität des Landes als Reiseziel steigern. Die Eröffnung des Großen Ägyptischen Museums am 1. November 2025 wird diesen Trend weiter fördern, da die Besucherzahlen bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres um 22 Prozent gestiegen sind. Einige der geborgenen Artefakte werden in Museen ausgestellt, während andere unter Wasser bleiben, um das submarine Erbe zu bewahren.
Diese Entdeckung zeigt, wie lebendig die Geschichte Ägyptens bleibt. Die Überreste von Canopus bieten einen seltenen Einblick in eine Zivilisation, die für ihre architektonische Pracht und wirtschaftliche Raffinesse bekannt war. Sie erinnern uns daran, wie eng die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft ist, und wecken Neugier auf weitere Geheimnisse, die das Mittelmeer noch bergen mag. Während die Welt die Schönheit dieser Funde bestaunt, bleibt Alexandria ein Symbol für die unvergängliche Faszination des Alten Ägyptens, das nie aufhört, die Menschheit zu überraschen.